
Eine beeindruckend fesselnde Lied-CD bringen der Tenor Sebastian Kohlhepp und der Pianist Andreas Frese unter dem Titel „Von Sagen und Helden“ mit Liedern von Robert Schumann, Franz Liszt und des schwedischen Komponisten und Pianisten Emil Sjögren (1853-1918) bei ARS Produktion / SWR 2 heraus. Durch die absolut deutliche Aussprache Kohlhepps, und seinen ausdrucksstarken, nuancenreichen Gesang wird man sofort in jedem Lied in den Bann gezogen, man ist ganz Ohr und lauscht gespannt. Auch Andreas Frese liefert ein pianistisch passendes Stimmungsbild, das die gesungenen Geschichten um wichtige Deutungsmomente bereichert. Dabei tritt das Klavier nie zu stark in den Vordergrund, um die Textverständlichkeit nicht zu gefährden.
Beiden gelingt eine absolute Präzision der Interpretation der kleinen gesungenen Geschichten. Von Emil Sjögren erklingen sechs Lieder aus Julius Wolffs „Tannhäuser“, op. 12 von 1884, die sehr gefühlsbetont, melodisch und innig wirken und nuancenreich dargeboten werden. Mit Robert Schumanns Liederkreis von Joseph von Eichendorff, op. 39, dargeboten in der zweiten Fassung von 1850, sowie Liedern nach Gedichten von Ludwig Uhland und Emanuel Geibel, werden auch auf bekannte Liedklassiker neue Facetten der Interpretation und des Ausdrucks gelegt. In Franz Liszts Liedern nach Gedichten von Heinrich Heine und Friedrich Schiller, fällt sofort die virtuose Klavierbegleitung in Arpeggien ins Auge, die vor allem in dem Lied „Loreley“ starke Anwendung findet. Neben der absolut empfehlenswerten CD findet sich ein umfangreiches Booklet mit Informationen zum deutschen Kunstlied, geschrieben von Claus-Dieter Hanauer, in den Sprachen Deutsch und Englisch. Die Aufnahmen entstanden 2021 im SWR Funkstudio Stuttgart.

Der Tenor Sebastian Kohlhepp wurde in Limburg an der Lahn geboren, war zuerst im Knabenchor, studierte dann Gesang bei Hedwig Fassbender in Frankfurt am Main und ist seit 2017/18 freischaffend. Der Pianist Andreas Frese studierte Klavier bei Ria Goetze in Düsseldorf und anschließend Liedinterpretation bei Irwin Gage in Zürich.
Die fast 70 Minuten dauernde Aufnahme ist eine Bereicherung in der Interpretation des deutschen Kunstlieds. Der erzählerische Charakter obliegt, ein Textbuch ist zum Verständnis nicht nötig, da alles klar und deutlich gesungen und erzählt wird. Bestechend ist vor allem die erzählerische Intensität und Intimität des Vortrages der Klavierlieder mit rhapsodischen, folkloristischen und historisierenden Sujets. Eine CD, die Lust auf das Deutsche Kunstlied macht und den Wunsch auslöst, dass beide Protagonisten sich in Zukunft wieder der Liedthematik annehmen werden.
Dr. Claudia Behn
Rezension zu: „Von Sagen und Helden“ von Sebastian Kohlhepp (Tenor) und Andreas Frese (Klavier), ARS Produktion / SWR 2, 2023.
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