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Hanns Eislers „Hollywood Songbook“ erklingt mit sprachlichen Mängeln von Valerie Eickhoff (Mezzosopran) und Eric Schneider (Klavier) (ARS Produktion / SWR 2024)

Claudia Behn

Spannend klingt schon der Titel, der bei ARS Produktion erschienenen CD „Hollywood Songbook“ von Hanns Eisler (1898-1962). Dahinter verbergen sich 48 Lieder zu den Themen Pazifismus, Flucht, Exil und antiken Inhalten, die bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren haben. Eisler, heute eher selten gespielt und dennoch ein einflussreicher Komponist des 20. Jahrhunderts, bekannt für seine Werke innerhalb der Internationalen Sozialistischen Arbeiterbewegung, die bis hin zum Massenlied, Film, Theater, viele Genres bedienten und über Gattungsgrenzen an Bekanntheit gewannen. Von Eislers insgesamt über 500 Liedkompositionen finden sich hier 48 Werke nach Gedichten von Berthold Brecht, Pascal, Johann Wolfgang von Goethe, Berthold Viertel, Eduard Mörike, Joseph von Eichendorff und nach einer Bibelstelle. So ein zeitlich differierendes Sammelsurium dies erstmal erscheint, so ist es auch mit Eislers musikalischer Tonsprache, die sich in klassisch-romantische, impressionistische, expressionistische, freitonale, dodekaphonische Klänge, bis zum Einfluss von Schlager und Blues dehnt. Zusammenhalt gibt es hier eher auf thematischer, also inhaltlicher Ebene und durch Eislers verbindende Tonsprache.

Hanns Eisler, eigentlich Johannes Eisler, wurde am 6. Juli 1898 in Leipzig geboren und begann 1909 erstmals zu komponieren. 1919 bis 1923 war er dann Privatschüler von Arnold Schönberg und Anton von Webern. Ab 1920 leitete er Arbeiterchöre, musste aber während des Zweiten Weltkrieges in die USA übersiedeln. 1950 kam er nach Ost-Berlin, wo er am 6. September 1962 starb. Er komponierte von 1917 bis zu seinem Tod 1962 über 500 Lieder.

Dies zur positiven Seite der Aufnahme. Schade ist allerdings die fehlende Textverständlichkeit im Gesang von Mezzosopranistin Valerie Eickhoff (geb. 1996 in Herdecke). Die Gedichte sind nur in Wortfetzen zu verstehen, wodurch der vollständige Abdruck aller Lieder im CD-Booklet an Sinnhaftigkeit gewinnt. Ebenfalls im Booklet findet sich eine ausführliche und sehr interessante Einführung in Eislers Leben, sein Werk und Liedschaffen, geschrieben von Claus-Dieter Hanauer. Am Klavier begleitete Eric Schneider, der nicht nur Klavier und Mathematik, sondern auch Dirigieren studiert hatte. Sein eher lautes Spiel führt zu weiteren Sprachverständnisproblemen. Die 70 minütige CD-Aufnahme entstand 2023 im Hans Rosbaud Studio des Südwestrundfunks in Baden-Baden als Co-Produktion zwischen SWR und ARS Produktion und wurde vom Richard-Wagner-Verband Düsseldorf unterstützt. Die Aufnahmequalität ist hervorragend.

Vorteilhaft und spannend wäre eine erneute Aufnahme der Lieder mit einer tieferen Männerstimme, die die Facetten der Lieder und auch die Deutlichkeit der Sprache möglicherweise besser ausdrücken kann.

Dr. Claudia Behn


Rezension: Hanns Eisler: Hollywood Songbook von Valerie Eickhoff (Mezzosopran) und Eric Schneider (Klavier), ARS Produktion / SWR Kultur 2024.


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