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Mit dem richtigen Proberaum in der Nähe zum Bestergebnis bei der Performance – PianoMe im Test

Claudia Behn

Quelle: PianoMe


Seit dem Wegfall der Corona-Beschränkungen haben Konzerthallen und Klubs wieder freie Bahn, ihre Häuser neu zu beleben. Die Fans können aufatmen. Für Musiker:innen heißt das wieder Auftritte und somit wieder Reisen. So riesig die Freude sein dürfte, heißt das auf der anderen Seite für Musiker:innen wieder sich neue auf die Suche nach geeigneten und bezahlbaren Proberäumen in allen möglichen Ecken der Bundesrepublik, aber auch über die Grenzen hinaus, zu begeben. Der Großteil der Musiker:innen arbeitet auf Honorar- und Gagen-Basis. Das bedeutet, dass die sich zumeist selbst organisieren müssen. Zumindest gilt das für den Teil der Musiker:innen, die noch auf dem Weg nach ganz oben sind. Dabei spielen passende und bezahlbare Proberäume eine besondere Rolle. Eine wichtige Hilfe bei der Suche nach geeigneten Überäumen sind neben Bekannten auch einige Anzeigenportale, auf denen Proberäume inseriert werden.

Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf das Angebot des Portals PianoMe aufmerksam geworden. Nach eigenen Angaben hat es sich das Portal zur Aufgabe gemacht, das Musizieren leicht, sowie überall zugänglich zu machen. Im Unterscheid zu den anderen Portalen, die meistens im Kleinanzeigenformat organisiert sind, setzt PianoMe auf das Prinzip der Sharing Economy. Auf diese Weise sollen ungenutzte Möglichkeiten sichtbar gemacht werden, sowie vorhandene Kapazitäten effektiver genutzt werden. Nebenbei soll dieses Konzept zur Entschärfung des Problems des Proberaummangels beitragen. Des Weiteren verspricht PianoMe das Mieten und Vermieten von Musik-Proberäumen einfach und flexibel zu ermöglichen sowie den administrativen Aufwand im Zusammenhang mit der Proberaum-An- und Vermietung signifikant zu reduzieren. Durch die Konzentration vorhandener Kapazitäten auf einer Plattform soll auch für Preiswettbewerb gesorgt werden. Grund genug für mich, PianoMe einem umfangreichen Check zu unterziehen.

Quelle: PianoMe



Die Idee von PianoMe


… ist sehr simple: Musikschulen, Konzertsaalbetreiber, Privatpersonen, Proberaum- sowie Studioanbieter können deren Proberäume sowie Studios und Säle auf PianoMe kostenlos inserieren. Diese werden dann von Musiker:innen direkt online stundenweise gemietet. Dadurch wird einerseits das Angebot zentral und transparent zusammengefasst und zum anderen entsteht auch gewisse natürliche Konkurrenz zwischen den Anbietern. Dadurch versucht PianoMe nach eigenen Angaben sowohl Anbietern, als auch Mietern, nicht nur Zeit in Bezug auf die Suche (Kunden oder Räume), sondern auch Kosten zu sparen. Dies soll zum einen dadurch geschehen, dass PianoMe den kompletten Aufwand im Zusammenhang mit der Miete eines Proberaumes übernimmt. Zum anderen ermöglicht die Plattform den Proberaumanbietern, die vorhandenen Kapazitäten effizienter zu nutzen.

Für Musiker:innen besteht die Möglichkeit, Übungsräume spontan oder von langer Hand geplant zu buchen. Bei den meisten Räumen sind Musikinstrumente inklusive. Im Vorfeld einer Buchung können Musiker:innen die Räumlichkeiten anhand der Bilder und Informationen online kennenlernen. Bei manchen Inseraten sind auch die Klangproben der Instrumente dabei. Nachdem der passende Überaum gefunden wurde, kann die Verfügbarkeit direkt online geprüft werden. Anschließend werden die gewünschten Stunden online gebucht und bezahlt.

Was mir bei diesem Konzept sofort eingefallen ist: Das Konzept trägt dazu bei, dass die Branche durch diese Idee auch nachhaltiger werden könnte. Denn wie auch beim Car Sharing gilt: Teilen ist nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig! Dadurch, dass ein möglichst großes Angebot an Übungsräumen zum Mieten an einer zentralen Stelle angeboten wird, können sich Musiker:innen einen Überaum ganz in ihrer Nähe aussuchen. Dadurch wird nicht nur Fahrzeit, sondern auch Emissionen gespart. Auf die Breite des aktuellen Angebotes komme ich noch später zu sprechen. An dieser Stelle sollte lediglich das Konzept ein wenig genauer erläutert werden.


Das große Plus: Viele Proberäume unter einem Dach


Der Pluspunkt von PianoMe ist die beabsichtigte große Bandbreite der Angebote, auf die Musiker:innen stoßen können. Ich spreche in konjunktiv, da dieser eigentliche große Pluspunkt aktuell noch, zumindest aus meiner Sicht, nicht groß genug ausfällt. Dies liegt vor allem daran, dass aktuell nur einzelne große Ballungsräume mehr oder weniger präsent sind. Vereinzelt findet man auch Angebote in eher kleineren Städten. Ich gehe jedoch davon aus, dass immer mehr Musiker:innen und vor allem Musikschulen mit der Zeit die Plattform nutzen werden und das Angebot mit der Zeit tatsächlich erweitert wird. Ein weiterer Vorteil für Musiker:innen besteht bereits jetzt darin, dass die Proberäume nicht nur flexibel verfügbar sind, sondern auch darin, dass Musiker:innen nicht auf einen Anbieter angewiesen sind. Zumindest konnte ich bei keinem Angebot irgendwelche langfristige Anforderungen, sei es Kaution oder längerfristige Verträge, erkennen. Die vorhandenen Überäume und Studios sind stundenweise buchbar. Bei Konzertsälen erklärt sich das von alleine. Außerdem müssen Musiker:innen nicht jedes einzelne Portal abklappern, um den passenden Proberaum in der Nähe finden zu können. Für Schnäppchenjäger besteht die Möglichkeit, gewisse Rabatte bei der Buchung von mehreren Stunden in Anspruch zu nehmen.




Angebot: Die aktuelle Auswahl ist leider noch nicht für alle Ansprüche


Wie bereits erwähnt, sind aktuell eher Proberäume, Studios sowie Säle aus den Ballungsräumen auf der Plattform präsent. Ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass das Angebot bereits jetzt sich nicht nur auf die Großstädte in Deutschland, sondern auch auf einige andere europäische Städte bezieht. Ein wenig überraschend für mich war, dass trotz des Namen PianoMe, sich das Angebot nicht nur auf Proberäume mit Klavieren beschränkt. Es sind tatsächlich bereits jetzt auch Bandproberäume, Aufnahmestudios sowie kleinere Säle über die Plattform buchbar. Ich konnte auch vielen vorhandenen Feedbacks entnehmen, dass die Räume tatsächlich nicht nur von Pianisten gebucht werden. Gemäß meiner Wahrnehmung sind es Sänger, E-Bands, Musikschüler und Lehrer, aber auch andere Vertreter der Kreativwirtschaft, die die Plattform nutzen. Dies spiegelte sich auch in den vorhandenen Google-Rezensionen wieder. Dies stimmt mich positiv ein, da zugegeben, war ich auf Grund des Namens anfangs eher skeptisch, was die Musiker:innen angeht, welche keine Pianisten sind. Diese Nachfrage lässt sich vermutlich damit erklären, dass der Bedarf tatsächlich groß ist und die Plattform den Nerv der Zielgruppe getroffen haben dürfte. Mich persönlich würde es sehr freuen, wenn das vorhandene Angebot nicht nur was die Städte angeht, sondern auch die Zielgruppe, mit der Zeit wesentlich erweitert wird. Ich konnte leider keine Indikationen zu der aktuellen Anzahl der Mitglieder rausfinden. Diversen Werbeposts auf Social Media Channels konnte ich nur entnehmen, dass es bereits einige tausende sein dürften.

Zurück zum aktuellen Angebot: Für meine Testzwecke habe ich für drei unterschiedliche Musiker:innen-Typen nach den richtigen Proberäumen in Berlin, Frankfurt, Köln und auch in Brüssel gesucht. Am leichtesten haben es, wie erwartet, die Pianisten. Überäume mit Klavieren und Flügeln konnte ich in allen oben genannten Städten finden. Bandproberäume konnte ich nur in Berlin, Frankfurt und Köln finden. Für andere Musiker:innen gibt es auch Räume für Aufnahmen, sowie Studios. Allerdings sind solche Angebote aktuell noch rar. Aus diesem Grund werden es Musiker:innen mit spezielleren Ansprüchen aktuell es eher noch schwierig haben, passende Proberäume über PianoMe zu finden. Ich muss aber erwähnen, dass dies auch an den Musiker:innen selbst liegt, wie schnell sich die Angebotsbreite auf PianoMe erweitern wird.


Bedienung: Einfache Suche und schnelle Buchung


Beim nächsten Punkt habe ich an Reisportale bzw. an beide wichtigen Punkte bei der Bedienung eines Reiseportales gedacht: Suchfunktion sowie Buchung. Die Hauptsuchmaske ist ziemlich einfach. Es reicht einfach die gewünschte Stadt in die Suchmaske einzugeben. Ein wenig schwieriger wird es bei möglichen weiteren Kriterien. PianoMe bietet zwar einige Filterfunktionen, ich hätte mir aber ehrlicherweise mehr gewünscht. Es muss auf der anderen Seite auch erwähnt werden, dass die vorhandenen Filter nicht überladen sind und bilden für die meisten Musiker:innen doch die wichtigen Aspekte ab. Extras, wie z.B. gewünschte Notenpulte oder Verstärker, können zudem über die vorhandene Kontaktfunktion gesondert angefragt werden. Im Sinne der Übersichtlichkeit halte ich diese Vorgehensweise insgesamt für vertretbar.

Der Buchungsprozess an sich verlief geradlinig und unproblematisch. Nicht ganz zufrieden war ich mit den angebotenen Zahlungsmethoden. Zwar ist eine Zahlung mit der Hilfe von allen gängigen Karten sowie mit Hilfe von SOFORT möglich, PayPal ist gemäß Anzeige auf dem Portal wird aktuell noch nicht angeboten. Die Buchungsschritte fand ich übersichtlich und selbsterklärend. An vielen Stellen sind für alle Fälle auch entsprechende Hinweise vorgesehen. Was mir noch sehr positiv aufgefallen war: Ich konnte nichts Kleingedrucktes erkennen: Keine versteckte Kreditkartengebühren oder zusätzliche Kosten. Alles ist bereits im auf dem Portal angezeigten Preis inbegriffen.


Service: Ganz gut, mit weiterem Erweiterungspotenzial

Quelle: PianoMe


Da die Vorfreude auf die anstehende Übung durch schlechten Service ausgebremst werden, habe ich mir auch den vorhandenen Service von PianoMe genauer angeschaut. Sehr positiv ist mir die intuitive Nutzung des Portals aufgefallen. Es ist insgesamt sehr einfach, sowohl einen Proberaum zur Miete anzubieten, als auch einen Übungsraum oder Studio zu mieten. Die Anmeldung hat bei mir nur ein Paar Minuten in Anspruch genommen. Um ein Studio auf der Plattform listen zu können, klickt man auf den Button „+ Vermiete einen Raum“ und folgt einfach den Anweisungen bzw. füllt die vorgegebenen Bereiche aus. Ebenfalls positiv sind einige zusätzliche Funktionen, wie flexible Stornobedingungen sowie Rabattmöglichkeit, die ein Vermieter bei der Buchung von mehreren Stunden gewähren kann, aufgefallen. Diese ermöglichen jedem Vermieter die Plattform im Rahmen seines eigenen Bedarfs zu nutzen, anstatt sturen Vorgaben zu folgen. Ebenfalls positiv ist die Kontaktmöglichkeit zum Vermieter direkt über PianoMe hervorzuheben. Dadurch können mögliche Fragen bereits im Vorfeld einer Buchung geklärt werden. Außerdem gewährt PianoMe jedem Vermieter die Möglichkeit, eigene Raumnutzungsregeln zu definieren bzw. bereits bei der Raumbeschreibung in einem separaten Bereich niederzuschreiben.

Einschränkend muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass PianoMe nicht als eine App-Version verfügbar ist. Zwar ist die Plattform auch auf dem Smartphone in vollem Umfang erreichbar, eine App-Lösung wäre sicherlich noch ein Tick bequemer.

Auch bei den Zahlungsarten, wie bereits erwähnt, hätte ich mir eine größere Auswahl gerne gewünscht. Obwohl die Zahlung mit Kreditkarte und mit Hilfe von Klarna / Sofort online gut durchzuführen ist, bieten weitere Zahlungsarten noch mehr Flexibilität an. Dies wäre für die zukünftige Entwicklung der Plattform ggf. zu berücksichtigen.


Fazit:


Insgesamt hat mich PianoMe ziemlich überzeugt. Das auch trotz meiner ursprünglichen Vermutung, dass PianoMe nur für Pianisten gedacht ist. Bei der tieferen Analyse des bereits vorhandenen Angebotes, sowie der Stimmen der User, die diese Plattform bereits genutzt haben, fiel mir auf, dass das Angebot sich bereits jetzt an viele Musiker:innen unterschiedlichster Richtungen richtet. Es ist dabei auch egal, ob als Neuling, Schüler:in, Musiklehrer:in, Wiedereinsteiger:in, Sänger:in, Konzertpianist:in, Band oder erste Geige. Die Räume können auch für unterschiedlichste Zwecke gemietet werden: Unterricht, Vorsingen, Üben, Aufnahmen, Workschops und viel mehr.

Da die Plattform noch relativ jung ist, schneidet diese auch beim Service insgesamt gut ab. Für die Zukunft wären aber weitere Funktionen von Vorteil.


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