Märchenhafte Opernwelten an der Semperoper Dresden. Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ zeigte sich spritzig-bunt
- Claudia Behn
- 13. Sept.
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Die Dresdner Semperoper verwandelte sich für ihre Inszenierung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ in eine bunte, zauberhaft gestaltete Märchenwelt, die sich bestens eignet als Einstiegsinszenierung, um Kindern, die Welt der Oper nahezubringen. Nicht nur die Inszenierung erscheint naturgetreu und orientiert sich durchaus an den Aufführungen der Mozartzeit, auch die Kostüme sind märchenhaft und farbenfroh, das naturalistische Bühnenbild mit Wolken, Himmel, nachgestellten Bäumen, Naturszenen usw. ist eindrucksvoll. In diesem faszinierenden Bühnenbild kamen auch lebensgroße nachgestellte Tiere, die sich sogar bewegten, zum Einsatz, die Lachen und Staunen im Publikum hervorriefen, ähnlich wie in der Mozartzeit. All dies zeigt deutlich, dass sich der niederländische Regisseur Michiel Dijkema, ausgebildeter Musiktheaterregisseur und Pianist, an Mozarts Nähe zum Volkstheater orientiert hat, dabei bezog er den in der Mozarts-Zeit herrschenden Publikumsgeschmack des Orientalischen und der „Türkenmode“, eindrucksvoll in seine Inszenierung und auch in die Kostüme von Claudia Damm und Jula Reindell, ein. Auch die Folterinstrumente der Mozartzeit wurden vorgeführt. Im Zuge der Inszenierung wurden die Dialoge gestrafft, also von Wiederholungen befreit, was nicht schadete, da sich ohnedies immer noch vieles einige Male wiederholte.

Sängerisch herausstechend war ganz vorneweg Jaron Löwenberg, eigentlich Schauspieler, mit eindrucksvoller sängerischer Tiefe und natürlich auch schauspielerisch mitreißend, als Bassa Selim, gefolgt von Einspringer Paul Lobert als Osmin, mit grandiosem Stimmvolumen. Dazu kamen ebenfalls hervorragend Regula Mühlemann als emotional großartig verkörperte und grandios gesungene Konstanze und Jasmin Delfs als Blonde, mit beindruckender Leichtigkeit in der Höhe, Aaron Pegram mit spielerischer Gewitztheit und Humor sowie James Ley, seit 2024/25 fest am Haus, als Belmonte, mit seiner innigen Liebe zu Konstanze und seiner Opferbereitschaft. Da Ante Jerkunica, der den ersten Teil noch gesungen und gespielt hatte, etwas angeschlagen war, was nach der Pause mitgeteilt wurde, sprang extrem kurzfristig der Bass Peter Lobert als Osmin ein, der gerade in Dresden weilte. Er sang aus dem Orchestergraben, sprach aber leider nicht die Dialoge, was sich zum großen, aber einzigen, Manko entwickelte. Die Abendspielleiterin spielte den Osmin und sprach auch die Dialoge, was aufgrund ihrer hohen Frauenstimme, wie eine Veralberung wirkte. Denn dazu im Kontrast standen die brillant tiefgesungenen Bassarien durch Peter Lobert. Leider war diese Umbesetzung im Rahmen der kurzen Zeit nicht anders möglich, aber ideal war es wirklich nicht. Die Sächsische Staatskapelle Dresden unter Leo Hussain zeigte sich schwungvoll und mozartaffin.
Die deutschen Übertitel waren aufgrund der deutschen Texte und der deutlichen Aussprache derselben, aber auch aufgrund der eindrucksvollen Inszenierung, die das Libretto auch ohne jedes Wort zu verstehen, deutlich machte, überflüssig. Es gab so humorvolle Stellen, an denen das Publikum lauthals lachte.
In der 27. Vorstellung seit der Premiere am 15. April 2017, gesehen am 6. September 2025 zeigte sich das Publikum im ausverkauften Saal völlig begeistert.
Dr. Claudia Behn



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