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Ukrainische Kammermusik des 20. Jahrhunderts bringen Violina Petrychenko und das Phoenix String Quartett. Violina Petrychenko stellt ukrainische Kammermusik im Album vor (ARS Produktion 2025)


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Pianistin Violina Petrychenko, deren Ziel es ist, die ukrainische Musik des 20. Jahrhunderts auch außerhalb des eigenen Landes bekannter zu machen, veröffentlichte bereits sieben CDs zu diesem Thema, und immer noch gibt es Neuigkeiten zu entdecken, die eindrucksvoll interpretiert, hier auf dem Album in sechzig Minuten präsentiert werden. Sie ist auch künstlerische Leiterin des Festivals „Sounds of Ukraine“ und Solistin der Lemberger Philharmonie. Diesmal ist es ukrainische Kammermusik des 20. Jahrhunderts, für deren Interpretation sie sich das Streichquartett der Ukraine – Phoenix, 2008 gegründet und bestehend aus Mykola Hav’iuk (Violine), Petro Titiaiev (Violine), Cadym Pedorych (Viola) und Denys Lytvynenko (Cello), dazu kommt die Bratschistin Anna Bura, genommen hat. Das Phoenix String Quartett, gegründet in Lwiw, erhielt 2023 den Liudkevych-Preis für seinen herausragenden Beitrag zur Förderung von ukrainischer Musik. Gespielt werden das Klavierquintett in g-Moll von Vasyl Barvinsky als Weltersteinspielung und das Ukrainische Klavierquintett in g-Moll, op. 42 von Borys Liatoshynsky.

Interessant zu wissen ist, dass Vasyl Barvinsky der erste ukrainische Komponist war, dessen Werke in renommierten Verlagen erschienen. Er komponierte sein Klavierquintett im Jahr 1912 und widmete es dem Komponisten Mykola Lysenko. Der erste Satz, überschrieben mit Grave, quasi sospirando – Allegro non troppo, ist geprägt durch Tempiwechsel, das Klavier tritt in ein Zwiegespräch mit den Streichern im Wechsel zwischen Begleitfunktion und Hauptstimme, im Stimmungswechsel zwischen nachdenklich und plötzlich resolut und selbstbewusst. Der zweite Satz, bezeichnet als Largo sostenuto, erklingt emotional, zart und warm und wird einzig durch die Streicher interpretiert.

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Borys Liatoshynskys Klavierquintett wurde 1942 während des Zweiten Weltkrieges komponiert und 1945 überarbeitet, es ist durchdrungen von Sehnsucht und Heimweh. Im ersten Satz, überzeichnet mit Allegro e poco agitato, erscheint im Klavier gleich zu Beginn eine schnelle Begleitlinie, erst emotional, dann fröhlich und gelöst, förmlich beschwingt. Plötzlich wandelt sich die Stimmung mehr ins nachdenklich Insichgekehrte. Auch hier wirkt es wie ein Zwiegespräch zwischen Klavier und den Streichern, deren Intensität zunimmt, mal sind beide Partner im Einklang miteinander, dann wie streitend und uneins. Der zweite Satz, Lento e tranquillo, ist deutlich langsamer, leiser und zarter angelegt. Das Klavier tritt in den Vordergrund, zart von den Streichern umspielt, bis dann die Streicher den Melodiepart übernehmen und vom Klavier gleichförmig begleitet werden. Tiefere Streicher und Klavier wechseln die Stimmung ins Nachdenkliche und Innehaltende, die ausdrucksstarke Dynamik nimmt zu, wird aufgewühlt, bis sich wieder alles in harmonische Innigkeit auflöst. Es agieren nun die hohen Streicher und das Klavier, immer langsamer werdend, bis sie fast im Stillstand verharren, es tritt auch eine melodische Gleichförmigkeit ein, die sich ständig wiederholt, um sich selber kreist. Der dritte Satz, Allegro, ist hastig, fast gehetzt, geprägt durch kurze Motive und schnelle Wechsel. Auch hier wandelt sich plötzlich die Geschwindigkeit ins Langsame und Leise. Es ist ein Satz voller Kontraste, die stets unvermittelt einsetzen, dabei aber stark rhythmisch geprägt durch sich wiederholende Begleitmotive, erinnernd an einen Bienenschwarm. Der letzte Satz, Allegro risoluto, sorgt für die dramatische Steigerung.

Dazu bietet das umfangreiche Booklet, geschrieben in Ukrainisch, Deutsch und Englisch umfassende Informationen über die beiden Komponisten und ganz detailliert auch über deren auf dem Album veröffentlichte Werke. Verfasst wurde diese aufschlussreiche Abhandlung von Dzvenyslava Safian und übersetzt von Pianistin Violina Petrychenko.

Zum weiteren Kennenlernen ukrainischer Komponisten des 20. Jahrhunderts, diesmal ihrer Kammermusik, sehr aufschlussreich und detailversessen, emotional und ausdrucksstark interpretiert.

Dr. Claudia Behn



CD-Rezension zu Barvinsky & Liatoshynsky. Ukrainian Piano Quintets, eingespielt von Violina Petrychenko und dem Phoenix String Quartet, ARS Produktion 2025.



Englisch

Violina Petrychenko and the Phoenix String Quartet present Ukrainian chamber music of the 20th century

Violina Petrychenko presents Ukrainian chamber music in an album (ARS Production 2025)



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Pianist Violina Petrychenko, whose goal is to make 20th-century Ukrainian music better known outside her own country, has already released seven CDs on this theme, and there are still new discoveries to be made, impressively interpreted and presented here on the album in sixty minutes. She is also the artistic director of the Sounds of Ukraine festival and a soloist with the Lviv Philharmonic Orchestra. This time, she has chosen 20th-century Ukrainian chamber music, for which she has enlisted the Ukrainian string quartet Phoenix, founded in 2008 and consisting of Mykola Hav'iuk (violin), Petro Titiaiev (violin), Cadym Pedorych (viola) and Denys Lytvynenko (cello), joined by violist Anna Bura. The Phoenix String Quartet, founded in Lviv, received the Liudkevych Prize in 2023 for its outstanding contribution to the promotion of Ukrainian music. The programme includes the world premiere recording of Vasyl Barvinsky's Piano Quintet in G minor and Borys Liatoshynsky's Ukrainian Piano Quintet in G minor, Op. 42.

It is interesting to note that Vasyl Barvinsky was the first Ukrainian composer whose works were published by renowned publishing houses. He composed his piano quintet in 1912 and dedicated it to the composer Mykola Lysenko. The first movement, entitled Grave, quasi sospirando – Allegro non troppo, is characterised by tempo changes, with the piano entering into a dialogue with the strings, alternating between accompanying and leading roles, and shifting between a thoughtful mood and one that is suddenly resolute and self-assured. The second movement, marked Largo sostenuto, sounds emotional, delicate and warm and is interpreted solely by the strings.

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Borys Liatoshynsky's Piano Quintet was composed in 1942 during the Second World War and revised in 1945. It is imbued with longing and homesickness. In the first movement, marked Allegro e poco agitato, a fast accompanying line appears in the piano right at the beginning, first emotional, then cheerful and relaxed, positively elated. Suddenly, the mood changes to a more thoughtful, introspective one. Here, too, it seems like a dialogue between the piano and the strings, whose intensity increases, sometimes both partners in harmony with each other, then seemingly arguing and at odds. The second movement, Lento e tranquillo, is significantly slower, quieter and more delicate. The piano comes to the fore, delicately accompanied by the strings, until the strings take over the melody and are accompanied uniformly by the piano. The lower strings and piano change the mood to one of thoughtfulness and pause, the expressive dynamics increase, become agitated, until everything dissolves again into harmonious intimacy. Es agieren nun die hohen Streicher und das Klavier, immer langsamer werdend, bis sie fast im Stillstand verharren, es tritt auch eine melodische Gleichförmigkeit ein, die sich ständig wiederholt, um sich selber kreist. Der dritte Satz, Allegro, ist hastig, fast gehetzt, geprägt durch kurze Motive und schnelle Wechsel. Auch hier wandelt sich plötzlich die Geschwindigkeit ins Langsame und Leise. Es ist ein Satz voller Kontraste, die stets unvermittelt einsetzen, dabei aber stark rhythmisch geprägt durch sich wiederholende Begleitmotive, erinnernd an einen Bienenschwarm. Der letzte Satz, Allegro risoluto, sorgt für die dramatische Steigerung.

Dazu bietet das umfangreiche Booklet, geschrieben in Ukrainisch, Deutsch und Englisch umfassende Informationen über die beiden Komponisten und ganz detailliert auch über deren auf dem Album veröffentlichte Werke. Verfasst wurde diese aufschlussreiche Abhandlung von Dzvenyslava Safian und übersetzt von Pianistin Violina Petrychenko.

To learn more about Ukrainian composers of the 20th century, this time their chamber music, interpreted in a very insightful and detailed manner, emotionally and expressively.

Dr. Claudia Behn



CD review of Barvinsky & Liatoshynsky. Ukrainian Piano Quintets, recorded by Violina Petrychenko and the Phoenix String Quartet, ARS Produktion 2025.

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